Pikeniere Die Pikeniere stellten vom 15. bis zum 17. Jahrhundert die schwere Infanterie in großen Teilen Europas dar und waren nach ihrer Hauptwaffe, der Pike (Spieß) benannt. Die Bezeichnung wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts von dem französischen Wort pique entlehnt, das sich von dem Verb piquer („stechen“) ableitet. Als Abwehrwaffe gegen Reiterei sollte ihre Reichweite die Länge der ritterlichen Lanzen übertreffen. In der Technik der Riposte, am Boden aufgestützt eingesetzt, diente sie dazu, den angreifenden Gegner auflaufen zu lassen und anstürmende Kavallerie zu stoppen. Perfektioniert wurde diese Taktik in der Schweiz, wo zunächst mit Hellebarden und später vor allem mit Spießen bewaffnete Schweizer den österreichischen Rittern in mehreren Schlachten schwere Niederlagen zufügten. Das Auftreten der Pikeniere auf den Schlachtfeldern Europas beschleunigte den im 14. Jahrhundert begonnenen Niedergang des Rittertums und machte den Weg frei für die Söldnerhaufen des 15. bis 17. Jahrhunderts. Die Schweizer kämpften in äußerst großen, tiefgestaffelten Formationen, den so genannten Gewalthaufen. Ein einziger Gewalthaufen konnte mehrere tausend Pikeniere umfassen. Setzte man in anderen Regionen Europas zunächst auf schweizerische Söldner, formierten sich bis zum 16. Jahrhundert auch außerhalb der Schweiz zahlreiche Pikeniereinheiten. Das zahlenmäßige Verhältnis von Pikenträgern zu Musketenschützen verschob sich im Laufe des Dreißigjährigen Krieges zugunsten letzterer. Auch der Vorteil der Pikeniere gegenüber der Reiterei wurde ausgeglichen, da diese Gegentaktiken wie die Caracolla entwickelte. In der Mitte des 17. Jahrhunderts machten die Pikeniere in den meisten europäischen Heeren weniger als ein Drittel der Infanterie aus. Trotzdem schienen sie zu dieser Zeit immer noch für die Abwehr der Kavallerie unentbehrlich. Erst die Perfektionierung der Salven-Taktiken bei den Handfeuerschützen und vor allem die Verbreitung des Bajonetts und auch der Schweinsfedern in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts machten die Pikeniere allmählich überflüssig. |